Shows/1982-10-19

October 19, 1982
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Ratinger Hof
City	Düsseldorf
Tour
Event
Billing	The Red Crayola Die Haut

Reviews

Spex

December, 1982

Lothar Gorris

Im Sommer letzten Jahres spielte Red Crayola in Krefeld. Kollege Bömmels war da und schrieb in der 'Spex' 6/81 über das Konzert: Musik als Vehikel, äußerst Intelligentes und Ambitioniertes, aber verklemmtes Kabarett, und Zweifel, ob Art und Weise der Präsentation tatsächlich am Wirkungsvollsten wäre, bestimmte Anliegen an den Mann zu bringen.

Übrig blieb die Frage, ob ambitioniert sein immer gleich einen Beigeschmack von Härte und Verdrossenheit haben muß.

Die Besetzung damals: außer Mayo noch Lora Logic, Epic Soundtrack und Allen Ravenstine.

Im Oktober dieses Jahr war alles anders. Der Winter machte sich bemerkbar, der Ratinger Hof war gut gefüllt, eine neue Besetzung und eine neue Musik.

Zuvor aber noch als Vorprogramm "Die Haut" aus Berlin mit 60er Jahre Garagen-Gitarren-Sound, nervend.

Dann Red Crayola. Nur noch Mayo Thompson und Allen Ravenstine dabei. Am Bass Ben Anesly und am Schlagzeug Chris, unbekannte Leute aus England.

Die Überraschung ist groß. Nicht mehr ungelenkt, zahm und melodiös. Ein klarer Beat zog sich durchs ganze Konzert. Da swingt und funkt es, fast schon Tanzmusik. Über dem Rhythmus die typische Gitarre von Mayo und Synthi und Saxophon von Allen. So lief es dahin, war schön anzuhören und dem Publikum einschließlich Rezensent gefiel es. Einige Stücke auch von der 'Kangoroo'-LP, die aber völlig neu arrangiert kaum wieder zu erkennen waren. Zwei Zugaben. Eine davon ein kleiner, witziger politischer Vortrag nur mit Gitarre und Gesang von Mayo und zum Abschluß eine an diesem Abend entstandene psychedelisch angehauchte Nummer.

"Kangoroo — die Zeit ist vorbei, wir haben uns geändert. We dig the swing. Und das ist es, was diese Band kann."

Zwar sind die Lyrics immer noch von der Künstlergruppe "Art & Language" geschrieben, stehen aber längst nicht mehr so im Vordergrund, obwohl immer noch ambitioniert. "Wir wollen unterhalten und von Dingen reden, die wir interessant finden".

Die Musik steht im Vordergrund, nicht mehr der Vortrag von Texten, die mit Musik untermalt sind. Sie haben Power.

Die neue Besetzung entstand spontan. Erst sechs Tage vor Beginn der Tournee begannen sie zu proben. Chris, der Schlagzeuger: "Ich kam zu Mayo und er spielte mir die Songs auf der Gitarre vor. Ich dachte, Fuck, was soll's, normalerweise kriegst du auf einer Session gesagt, was du zu tun hast. Aber Mayo sagte, tu, was du willst. Es war eine Herausforderung, die Musik unterscheidet sich von dem was ich vorher gemacht habe. Ich mußte mich erst in die Musik einfinden. Aber irgendwann hat es 'Klick' gemacht und es paßte. Es macht Spaß und das kommt auch von der Bühne runter." "Wir haben ein gutes Gefühl auf der Bühne. Geben, nehmen und hören was die anderen machen." (Mayo)

Nach der Tournee werden sie mit dem neuen Material eine LP einspielen. Wo sie erscheinen wird, ist noch unklar. Bisher war Red Crayola bei Independents, Rough Trade und Peoples Records, wo "Corrected Slogan" wiederveröffentlicht wurde. Aber der finanzielle Erfolg war schwach. Von der 'Kangoroo'-LP wurden weltweit nur 15.000 Platten verkauft. Zu wenig um Leben zu können.

Die Band wird in dieser Besetzung bestehen bleiben. Was ist mit Epic Soundtrack und Lora Logic? "Chris ist der Schlagzeuger und ist gut, und was Lora betrifft, kann man nichts ausschließen, ich hab sie länger nicht gesehen."

Das nächste große Projekt von Red Crayola ist eine Oper. Sie spielt 1860 in Paris und handelt von einer Serie von Morden an Frauen, die berühmten Malern Modell standen. Mit von der Partie sind Victorian Mireau, die zu dieser Zeit ein begehrtes Modell war und die Maler Corbet und Monet. Inspektor Dené und sein Assistent Chauvin versuchen diesen Fall aufzuklären, während die Polizei in Paris zu dieser Zeit vornehmlich nur Linke und Juden jagt. Lustig soll es werden. Geschrieben ist die Geschichte wieder von Art & Language, die Musik dazu kommt von Red Crayola ergänzt durch Geigen, Bläser und Sänger Nächstes Jahr wird sie in Hamburg in den städtischen Bühnen aufgeführt.

Letztes Jahr sprach Mayo noch davon, daß ein gesunder Skeptizismus das einzige wäre, was heute noch ginge. Die Zeiten ändern sich. Sie suchen die Balance zwischen den Ideen von früher, und ihren musikalischen Ansprüchen heute. "Wir machen die Musik, die wir wollen, alles geht weiter, entwickelt sich. Von unserer letzten LP haben wir weltweit nur wenig Platten verkauft, schlechter kann es nicht gehen. In den Charts sind ABC und Abba. Aber unsere Musik gehört in die Charts und ist bestimmt nicht schlechter als alles andere. Wir sind alle im gleichen Geschäft und in diesem Zusammenhang sehen wir unsere Musik. Auch 'Spex' muß sich mit dem "Spiegel" messen. Die Leute haben sowenig Zeit und Geld sich intensiv mit Musik zu beschäftigen und nehmen immer nur die Musik die oben ist. Aber wir schaffen es!"

Aber Mayo, die Spex wird nie mehrere hunderttausend Zeitungen jeden Monat verkaufen. (Warum denn nicht, Lothar? Die Red.)

References

The Red Krayola Shows
1966, 1967, 1968			1969	1970	1971	1972	1973	1974	1975
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